Weshalb genau finden sich eigentlich so wenige eSport Wetten bei den Buchmachern? Noch weniger, wenn man nur die Zahl der Live Wetten betrachtet. Letztere waren bislang stets verschwindend gering. Dabei sind doch gerade eSport Wetten mit ihrer Action und ihren optimalen Möglichkeiten diese direkt am PC zu verfolgen, zum Beispiel bei Twitch, prädestiniert für Live Wetten, die an Spannung kaum zu überbieten sind. Wenngleich nicht der einzige Grund, so wird sicherlich immerhin einer der sein, dass es bislang unheimlich schwer, wann nicht gar unmöglich, für die Buchmacher war Live Wetten im eSport zu kalkulieren. Hier springt nun das Startup DOJO Madness aus Berlin ein. In einer Partnerschaft mit Sportradar, Tochterfirma Betradar, welche den eSport Wetten bislang gefehlt hatte.
eSport – Ist er zu schnell für die Buchmacher?
Nahezu sekündlich kann ein entscheidender Spielzug geschehen. An allen Ecken und Enden des Spielfelds ist Action angesagt. Herzschlagfinale. Klingt doch toll, für eine Live Wette, oder? So sollte es sein. Die Rede ist hier vom eSport. In all seinen Ausführungen. Sowohl als MOBA, wie beispielsweise mit DOTA, als auch in Form eines klassischen Shooters wie Counter Strike oder einer moderneren Variante wie Overwatch. Auf all diese Titel könnte die Beschreibung zutreffen. Und dennoch finden sich bei den Buchmachern bislang kaum Live Wetten auf eSport.
Der Grund ist simpel: Bislang konnten die Buchmacher schlicht kaum eine vernünftige In- Game-Analyse verwenden, die versucht den Ausgang eines Spiels anhand aktueller Geschehnisse vorherzusagen. Dieser kleine Vorteil, den die Bank braucht, will man das Glücksspiel insgesamt weiter bestehen kann und die Anbieter etwas verdienen. Aufgrund dessen werden bei allen Sportarten, grundsätzlich auch beim eSport die Quoten gebildet. Und im laufenden Spiel muss dies eben mit einer enormen Geschwindigkeit geschehen. Hie hat man beispielsweise bei Fußballwetten diverse Grunddaten und verschiedene Situationen, die auf ihre Art stets Standardsituationen für ein Spiel sind. Außerdem wird das Spiel maßgeblich dort gespielt, wo der Ball ist.
Wenngleich dies dem Fußball durch etwas Vereinfachung doch nicht ganz gerecht wird, so ist es im Grundlegenden eben so, wie beschrieben. Analysten und ihre Programme haben vergleichsweise leichtes Spiel die Vorkommnisse zu beobachten, die alle schön, nahezu wie an einer Perlenkette, aneinandergereiht stattfinden. Auf Basis dessen können Live Wetten angeboten werden. Die laufende Berechnung aktueller Quoten darf zwar auch hier nicht unterschätzt werden, stellt aber in der heutigen Zeit immerhin kein unlösbares Problem mehr dar.
Der Unterschied im eSport
Anders verhält es sich mit eSport Wetten. Im eSport gibt es so gesehen keine festen Abläufe. Zwar gibt es die schon irgendwie, es gibt aber zu viele Varianten. Und dazu kommen noch manch unorthodoxe Spielzüge, die eine Partie auf unerwartete Art entscheiden können. So gar nicht Standard sind die dann. Außerdem gibt es in der Regel nicht nur diesen einen zentralen Wettkampfpunkt, wie den Ball. In aller Regel findet die Action auf dem ganzen Spielfeld oder zumindest an verschiedenen Stellen statt.
Schon bei Spielen Gamer gegen Gamer trifft dies zu. Noch extremer bei Teamspielen. Es können sich bei Spielen vier gegen vier leicht vier einzelne Schauplätze zur selben Zeit ergeben. Geordnete Abfolge ist etwas Anderes. Genau dafür, und dafür, dass eigentlich immer irgendetwas geschieht, lieben die eSport Fans ihren Sport. Und genau deshalb sind eSport Wetten eigentlich eine spannende Sache. Als Live Wette beim Buchmacher kamen sie aber kaum infrage. Diese teils höchst individuellen Partien überforderten bislang die gängigen Methoden der Wahrscheinlichkeitsberechnung und der Quotenbildung enorm.
DOJO Madness – eSport Vorhersagen als Hobby
Und genau hier kommt DOJO Madness aus Berlin auf den Plan. Das Startup in Sachen Datenanalyse hatte eigentlich anderes im Sinne, geht nun aber eine millionenschwere Kooperation mit Sportradars Tochterunternehmen Betradar ein.
DOJO Madness hatte ursprünglich das Geschäftsmodell, dass automatisch Highlight Clips aus Spielen erstellt werden und Coaching Programme und Apps für Spieler deren Spiel verbessern. Das erste DOJO Madness Projekt war eben solch eine Coaching App. Und in den App Stores erzielte sie eine beeindruckende Wertung, die nahe an Perfekt ist. Bis zu 4,9 von 5 Sternen konnte die App zeitweise aus dem Stand vorweisen.
Soll ein Algorithmus selbstständig Highlight Clips erstellen und Coaching Tipps geben, dann ist hier natürlich unumgänglich, dass dieser die wichtigen Spielzüge auch als solche erkennt. Hier war DOJO Madness wegweisend. Vom Start weg konnte man in Berlin dermaßen überzeugen, dass die Gründung der Marke Millioneninvestoren begeisterte, die ein schnelles Wachstum im Zukunftsmarkt eSport unterstützten. Aus Wirtschaftssicht hieß es damals der eSport wäre nun in Deutschland angekommen. Mit dem ersten Startup in Berlin, welches DOJO Madness in diesem Bereich war, und gleichzeitig im Grunde sofort das größte in Deutschland.
Auch die professionelle eSport Liga ESL griff schon auf die Dienste bei DOJO Madness zurück. Hier ging es darum, dass man bei Übertragungen dem Zuschauer automatisch die gerade wichtigen Szenen zeigen konnte. Im Grunde also das Problem, vor dem die Buchmacherbei Live Wetten stehen. Es gilt in Echtzeit zu erkennen, welches Vorkommnis im Spiel gerade wichtig ist.
Vom Hobby zum Durchbruch
Mit all diesen Voraussetzungen und Technik, die zu einem großen Teil ohnehin schon darauf ausgerichtet war, sagte man sich bei DOJO Madness zunächst aus reinem Spaß heraus in den Abendstunden, dass man ja auch den Ausgang laufender Partien vorhersagen könne. Es war mehr ein Hobby, als eine ernsthafte Idee. Das System funktionierte. Schnell konnte DOJO Madness die laufenden Partien recht gut vorhersagen. Selbstverständlich nicht zweifelsfrei, sondern nur in Tendenzen. Doch Buchmacher machen bei der Quotenbildung ja nichts anderes oder Genaueres. Deshalb sind ja auch tolle Außenseitergewinne möglich.
Die Kooperation mit Sportradar
Bei Sportradar, oder direkt bei der Tochter Betradar, fiel natürlich auf, dass hier ein kleines Startup im Grunde nebenbei dass schaffte, woran man selbst seit längerem scheiterte. Es wurde rasch eine Zusammenarbeit angestrebt.
Diese soll den Weg für Live Wetten im eSport Bereich ebnen. Es soll endlich möglich sein, dass man diese als Buchmacher ohne übersteigertes Risiko und Unwägbarkeiten anbietet. Die Partnerschaft, die zunächst für acht Jahre bestehen soll und eine Klausel für eine Verlängerung beinhaltet, sollte nicht eine der beiden Parteien aktiv kündigen, bringt DOJO Madness viele Millionen Dollar garantierten Gewinn ein, den Sportradar zahlt. Weiterhin können noch zusätzlich Sumen erwirtschaftet werden, wenn ein Buchmacher die Live Daten verwendet. Hier ist eine direkte Gewinnbeteiligung im Deal vorgesehen. Im Gegenzug kann Sportradar seine Vormachtstellung behaupten.
Mit der Unterstützung durch die Berliner von DOO Madness kann der Schweizer Big Data Gigant auch weiter mit Fug und Recht behaupten, dass er das beste Angebot hat, wenn es um Live Daten und deren Analyse geht. Egal in welchem Sektor. Nun eben auch im eSport. Auf Dauer ein Deal, der sich sicherlich für beide Seiten lohnt. Sollte Betradar anfangs noch drauf zahlen, bis der eSport noch attraktiver für die Buchmacher wird, dann lohnt der Deal vermutlich schon alleine wegen der weiter verbesserten Reputation in Sachen Echtzeitanalyse.
Werden wir nun sofort Live aus eSport wetten können?
Das Live Wetten auf eSport nun sofort beiden Buchmachern im Programm zahlenmäßig wachsen werden ist damit jedoch nicht gesichert. Für das Angebot solcher Wetten wird sich jeder Anbieter die Nachfrage genau ansehen. Die notwendigen Datenströme bekommt man bei Betradar schließlich auch nicht umsonst. Dass Wettfreunde also direkt die Auswirkungen des Mega Deals sehen werden erscheint mir eher unwahrscheinlich. Dennoch ist der Deal zwischen DOJO Madness und Sportradar insofern eine wichtige und gute Sache, als dass wenigstens die technischen Hürden ausgeräumt scheinen. Sollte die Nachfrage Bald nochmals anwachsen, dann sind die Buchmacher sicherlich startklar.
DOJO Madness und Sportradar – Mein Fazit zum eSportwetten Deal
Ich persönlich finde den Deal gleich in mehrerlei Hinsicht gut. Abgesehen davon, dass ich persönlich sehr gerne mehr eSport in den Live Wetten sehen würde gibt es noch einige weitere gewichtige Punkte. Es gefällt mir, dass ein Berliner Startup nun recht beeindruckende Geschäfte im Online Wetten Bereich macht. Solche Geschichten bräuchte es eigentlich mehr um Vorurteile abzubauen und das Geschäft mit den Wetten in das richtige Licht zu rücken. In diesem Fall ein beinahe wissenschaftliches Licht, rund um Datenerfassung und Analyse in Echtzeit. Ein Licht, welches Deutschland das vielleicht erfolgreichste Startup in diesem Bereich der Digitalisierung beschert. Digitalisierung wird derzeit großgeschrieben, in diesem Land. Und ja, auch dies ist ein Teil davon.
Auch der Legalisierung von Online Wetten, gerade mit Blick auf die oft kritisierten Live Wetten, kann solch ein bodenständiger Erfolg eines Startups nur guttun. Er zeigt die Chancen auf, die solche Dienste für eine Wirtschaft bringen. Dies ist etwas Wichtiges. Denn so kann man den Risiken etwas entgegensetzen, die von den Glücksspiel Gegnern gerne aufgezeigt werden. Weiterhin hat man nun immerhin eine Brücke zwischen Buchmacher und ESL geschlagen. Die erscheint noch nicht sehr stabil. Aber wer weiß? Hier könnte sich noch einiges für die Zukunft entwickeln, was heute noch gar nicht absehbar ist. Live Übertragungen der Events beim Buchmacher zum Beispiel. Hier wäre DOJO Madness mit seiner Herkunft der beste Vermittler zwischen Wettanbietern und eSport Organisatoren, den man sich wünschen kann.