Fußballwetten …. mit langfristigem Gewinn? Ist das überhaupt grundsätzlich möglich? Ja! Absolut! Egal ob das Ganze jetzt soweit geht, dass man sich als passionierter Hobby-Spieler ein nettes Taschengeld erwettet, um die Urlaubskasse aufzubessern bzw. mal schick essen zu gehen, oder ob man sich als knallharter Anlagestratege ein Standbein aufbauen möchte – es ist grundsätzlich möglich. Je ehrgeiziger dabei die Ziele sind, desto größer ist selbstverständlich der Aufwand, den man betreiben muss. Vor allem muss man mehr investieren. Ganz einfach weil das Budget den finanziellen Hebel darstellt und somit entscheidend für die Frage ist, wie gewinnbringend eine solche Unternehmung ausgehen kann. Umso größer ist dann natürlich die Verantwortung, rein erfolgsorientiert und nüchtern vorzugehen.
Die folgenden Ratschläge dienen insofern als Rüstzeug für alle, die mindestens ohne nennenswerte Verluste und bestenfalls mit Gewinn aus dem Fußballwetten Zirkus herauskommen wollen. Ob Hobbyspieler oder Anlagestratege: Betrachtet die folgenden Zeilen als eine erste Investition eurer Zeit. Ein Opfer, das ihr nicht zum letzten Mal bringen werdet, wenn ihr Fußballwetten langfristig mit Gewinn abschließen wollt.
Here we go!
Grundlagen für den Erfolg
Eine der wichtigsten Einkommensquellen für alle Buchmacher und Kasinobetreiber dieser Welt ist und bleibt die Naivität der Spieler. Der im Kern kindische Wunsch, spielerisch zu ganz viel Kohle zu kommen, ist genau das, was diese Damen und Herren reich und deren Kundschaft arm macht. Solche Allüren müsst ihr, wenn ihr euch dauerhaft die Gewinnzone zum Habitat machen wollt, konsequent über Bord werfen. Findet euch damit ab, dass ihr eure Hausaufgaben machen müsst und das ganze Vorhaben mit dem Kalkül eines Investors angeht. Bauchentscheidungen – und mögen sie gefühlt noch so bombensicher wirken – kann nun wirklich jeder treffen. Stammtischwissen und ein Blick auf die Tabelle reichen jedoch bei Weitem nicht aus. Das Ganze ist also mit seriöser Arbeit und mit echtem Zeitaufwand verbunden. Schlüsseln wir nun auf, was das im Einzelnen bedeutet:
Bankroll Management
Der Begriff Bankroll kommt aus der englischsprachigen Gambling Szene und bezeichnet das Budget, das man für Glücksspiel auf die Seite legt. Alle getätigten Einsätze speisen sich aus der Bankroll und alle erzielten Gewinne fließen auch zunächst wieder dorthin zurück. Es geht also ganz konkret um euer Budget für Fußballwetten. Dieses gilt es zu managen.
Grundsätzlich solltet ihr für eure Bankroll ausschließlich Geld verwenden, das ausdrücklich fürs Spielen angedacht und notfalls auch entbehrlich ist. Selbst ein Totalverlust der Bankroll sollte euch nicht wirtschaftlich in eurer Existenz schädigen. Niemals (!) solltet ihr mit Geld wetten, das ihr euch nicht zu verlieren leisten könnt. Ganz davon abgesehen, dass dies total unverantwortlich wäre, würde dies einen erheblichen Druck aufbauen, der einer nüchternen Vorgehensweise unweigerlich im Weg steht. Wer sich selbst nicht davor bewahren kann, mit existenziell eigentlich unentbehrlichem Geld zu wetten, sollte dies als klare Neigung zur Spielsucht erkennen und fortan einen ganz großen Bogen um jede Form von Glücksspiel machen. Punkt.
Dass die Bankroll mit Blick auf das Super GAU Szenario entbehrlich sein sollte, ist keineswegs irgendeinem Pessimismus geschuldet. Es ist schlicht und ergreifend eine grundlegende Sicherungsmaßnahme, die von Anfang an auf eine seriöse Herangehensweise pocht.
Ein ganz wichtiger Aspekt des Bankroll Managements besteht darin, dass eure Bankroll als Bezugsgröße zu den von euch platzierten Wetteinsätzen dient. Die maximale Einsatzgröße für Einzelwetten sollte immer in Relation zu eurer Bankroll stehen. Als Faustregel gilt, dass auf eine Einzelwette niemals mehr als maximal 2% eurer Bankroll platziert werden sollten. Konservativere Herangehensweisen empfehlen sogar nur maximal 0,5 bis 1 %. Diese Strategie bezeichnet man als Flat Betting und unter den erfolgreichen Handicappern dieser Welt (Handicapper = amerikanischer Begriff für dauerhaft erfolgreiche Sportwetten Spieler) gilt sie als Nonplusultra. Die Idee dahinter: Wenn die Wetteinsätze immer in einer konservativen und prozentualen Relation zur gesamten Bankroll stehen, dann ist es nahezu unmöglich, dass eure Bankroll jemals komplett aufgezehrt wird. Wer so oft falsch liegen würde, dass er tatsächlich – trotz dieser Herangehensweise – alle paar Monate die Bankroll wieder aus eigener Tasche auffüllen müsste oder diese gar komplett an die Wand fährt, der müsste schon überhaupt kein Händchen für Sportwetten haben.
Der Vorteil von Flat Betting sollte eigentliche für jeden Leser offensichtlich sein. Im Falle von tendenziellem Erfolg, erlaubt Flat Betting euch eure Einsätze mit der Zeit zu erhöhen. Eine wachsende Bankroll bedeutet dann auch wachsende Einsatzhöhen. Bei Pechsträhnen hingegen bleibt der Schaden an eurer Bankroll moderat. Besonders auf Sicherheit bedachte Naturen können Schwellenwerte festlegen, welche die Bankroll erst erreichen muss, bevor die Einsatzhöhen nach oben angepasst werden.
Natürlich steht es jedem offen, seine Bankroll und somit seinen Hebel für Gewinne durch zusätzliche Einzahlungen zu vergrößern. Allerdings gilt dann weiterhin, was bereits weiter oben angesprochen wurde: Nur mit Geld, dass ihr auch tatsächlich entbehren könnt. Ob ihr eure Miete zahlen könnt oder nicht, sollte niemals vom nächsten Bundesligaspieltag abhängen.
Auf möglichst allen Hochzeiten tanzen
Bei je mehr Buchmachern ihr ein Konto habt, umso besser! Dies hat vor allem zwei ganz entscheidende Vorteile:
- Line Shopping: Als Line Shopping bezeichnet man die Möglichkeit, sich zu einer Wette jeweils die besten angebotenen Quoten sichern zu können. Bei je mehr Buchmachern ihr einen Account und ein aufgefülltes Konto habt, desto adäquater könnt ihr diese Strategie naheliegenderweise umsetzen. Nicht von den besten Quoten zu profitieren, die ihr auf eine Wette bekommen könnt, ist einfach nur verschenktes Geld!
- Streuung von Gewinnen und Verlusten: Je mehr sich eure Wetten auf verschiedene Buchmacher verteilen, umso mehr streut ihr eure Gewinne und Verluste. Beides hat klare Vorteile. Im Verlustfall ist es überaus unwahrscheinlich, dass ein einzelnes Konto besonders schnell schrumpft. Wenn ihr nur einen Account bei einem einzigen Buchmacher habt, muss eine eventuelle Pechsträhne von diesem Konto alleine aufgefangen werden. Tanzt ihr hingegen auf mehren Hochzeiten, werden eure Konten nicht annähernd so einseitig belastest. Aber auch wenn (oder sobald ihr eure Sache gut macht: GERADE wenn) ihr tendenziell Gewinn einfahrt, ist eine Streuung dieser Gewinne von Vorteil. Wieso? Ganz einfach: Sobald sich eure regelmäßigen Gewinne auf mehrere Buchmacher verteilen, fallt ihr bei einzelnen Buchmachern nicht so schnell als dauerhaft erfolgreiche Spieler auf. Dies ist insofern wichtig, da ein Buchmacher ohne Angabe von Gründen euch jederzeit verbieten kann, künftig weiter bei ihm Einsätze zu platzieren. Oder es können euch knausrige Limits, wie maximal zwei Euro pro Wette, aufgezwungen werden. Insbesondere kleine bis mittlere Buchmacher neigen zu solchen Maßnahmen, da sie sich schlicht und ergreifend nicht zu viele erfolgreiche Spieler im Portfolio erlauben können. Es empfiehlt sich also, leise zu treten …. und die eingefahrenen Gewinne zu streuen.
All diese recht naheliegenden Überlegungen sollten eigentlich völlig ausreichen, um den Nutzen möglichst vieler Accounts bei unterschiedlichen Buchmachern zu untermauern. Gerade in Zeiten von Online Fußballwetten ist die Zugänglichkeit so einfach wie nie. Umso verblüffender, dass viele Spieler sich selbst auf einzelne Buchmacher beschränken. Seid smarter, gehört nicht dazu!
Seid euer eigener Buchhalter
Eine lückenlose Buchführung ist unersetzlich! Worüber sollt ihr Buch führen? Über so ziemlich alles, was mit euren Fußballwetten in Zusammenhang steht. Dies gilt nicht nur für Teamstatistiken und eure Bankroll. Es gilt auch und insbesondere für alle von euch abgeschlossenen Wetten. Und zwar für alle Parameter, die dazugehören. Wann? Wie viel gewonnen oder verloren? Bei welchem Buchmacher? Höhe des Wetteinsatzes? Gespielte Quote? Welche Quote hättet ihr selbst angesetzt? Und idealerweise ein paar knappe Worte dazu, wieso ihr euch für diese Wette entschieden habt.
Dadurch habt ihr ein immens wirksames Instrument zur Selbstkontrolle. Wir Menschen neigen dazu, unsere Erfolge über den grünen Klee zu loben und Fehlschläge ganz schnell zu vergessen. Intuition allein ist also ein schlechter Ratgeber. Wenn ihr ein realistisches und unbestechliches Feedback darüber wollt, was bisher bei euren Bemühungen herumkam und wo die Stärken aber vor allem die auch Schwächen eurer Herangehensweise liegen könnten, dann führt an einer umfassenden Buchführung kein Weg vorbei.
Zu diesem Zweck sind Excel Kenntnisse auf jeden Fall von Vorteil. Eignet euch diese ggf. an. Es ist zwar etwas aufwändig, diese Tabellen aufzusetzen. Vor allem wenn sie auch komplexe Rechnungen leisten sollen. Dafür sind sie recht einfach zu pflegen und liefern nahezu unabhängig von ihrem Umfang einen schnellen, flexiblen Überblick über alle von euch implementierten Faktoren.
Kennt, worauf ihr wettet
Ihr solltet euch nur auf Ligen konzentrieren, in denen ihr euch auskennt und für die ihr über statistisches Material verfügt. Auf irgendeinen Kick in der usbekischen ersten Liga zu wetten, weil die Quoten wirklich nett aussehen oder weil euch jemand einen dubiosen, “heißen“ Tipp gibt, ist es nicht wert. Beschränkt euch immer auf die Ligen, mit denen ihr euch wirklich vertraut gemacht habt und bei denen ihr Zugang zu tiefgehendem statistischem Material habt.
Wo wir gerade davon sprechen ….. (jetzt kommt ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt)
Gute Statistiken, schlechte Statistiken
Statistiken sind das absolute Grundgerüst eurer Entscheidungsfindung darüber, wie ihr eine bestimmte Wette und ihren potenziellen Wert (nach Vergleich mit den Quoten der Buchmachern) einschätzt. Je mehr eure Überlegungen auf nackten, validen Zahlen und je weniger sie auf Stammtischweisheiten und Geschichten fußen – umso besser! Aber Vorsicht: Nicht alle Statistiken sind wirklich hilfreich. Manche sind gar irreführend. Insbesondere viele der gängigen Empfehlungen, wie Tabelle, “Formverlauf“ und direkte Vergleiche, werden grandios (!) überbewertet. Oftmals kann man viele der gerade genannten Statistiken sogar den Seiten der Buchmacher selbst mühelos entnehmen. Ein Schelm, wer dabei böses denkt … ?
Es folgt ein Überblick über wertvolle, bedingt brauchbare und nutzlose Statistiken. The Good, the Bad and the Ugly.
The Good
Zentrale Leistungsdaten! Das sind die Statistiken, die ihr mehr wollt als alle anderen! Dies betrifft im Übrigen nicht nur Fußballwetten sondern jeden Sport. In jedem Sport gibt es zentrale Mechanismen, die besonders wichtig sind, um siegreich zu sein. Diese und ihre statistischen Entsprechungen zu kennen und zu finden, ist eine unentbehrliche Paradedisziplin für jeden angehenden Wettkönig.
Übertragen wir dies nun auf den Fußball. Wer gewinnt im Fußball bzw. ist dort langfristig am ehesten erfolgreich? Das Team, das mehr Tore schießt und weniger Tore kassiert als die anderen! Was sind die Voraussetzungen dafür? Ganz einfach: Wo kein Torschuss, da kein Tor. Um Tore zu erzielen, muss man erst mal aufs Tor schießen! Torschüsse sowie Torschüsse der Gegner und das Verhältnis dieser beiden Größen zueinander gehören zu den zentralsten Leistungskriterien im Fußball! Sie sind statistisch hoch relevant. Noch aussagekräftiger werden sie, wenn man sie mit anderen zusammenhängenden Größen ins Verhältnis setzt. Zum Beispiel Qualität der Torchancen, Tore nach Standards, von wo wurden die Schüsse abgegeben? Waren es Sonntagsschüsse aus der zweiten Reihe oder erspielte Großchancen innerhalb oder nahe des Strafraums?
Warum sind genau diese zentralen Leistungsdaten so wichtig? Sie vermitteln euch einen zutreffenden Eindruck über die Spielstärke und taktische Reife einer Mannschaft, der nicht nur oberflächlich an Sieg oder Niederlage festgemacht wird. Im Laufe einer Saison wird es zwar immer wieder Mannschaften geben, die über bzw. unter ihren Möglichkeiten spielen. Man denke mal an die verheerende Hinrunde des BVB letzte Saison. Waren die wirklich so schlecht? Überhaupt nicht! Sie spielten nur absolut unter ihren Möglichkeiten und hatten nicht selten schlicht und ergreifend riesiges Pech. Später haben sie sich dann doch noch für Europa qualifiziert. Jeder, der die zentralen Leistungsdaten des BVB kannte, wird mit dieser Rückrunde den einen oder anderen Euro am BVB verdient haben. Und genau darin liegt der Wert dieser zentralen Leistungsdaten. Sie erlauben euch, die Spielstärke einer Mannschaft, unabhängig von Glück oder Pech, präzise einzuschätzen. Denn langfristig setzt sich die höhere Spielstärke durch. Glück, Pech, Motivation sind alles nur temporäre Faktoren, mit denen ihr nicht wirklich und schon gar nicht langfristig arbeiten könnt. Sie sind zu diffus, um sie zuverlässig einzuschätzen und haben keine klare statistische Entsprechung – weil diese Faktoren eben einfach nicht fassbar sind.
Jeder Laie, der die Sportschau verfolgt, kann Perlen der Weisheit dazu absondern, welche Mannschaft gerade die Scheiße am Hacken hat. Aber sind das die Typen, die mit Fußballwetten Geld verdienen?
The Bad
Die folgenden Statistiken sind zwar nicht zwangsläufig nutzlos. Allerdings sagen sie für sich allein genommen längst nicht so viel aus, wie allgemein angenommen wird. Sie sind also mit Vorsicht zu genießen.
Ballbesitz bspw. sagt viel darüber aus, wie viel eine Mannschaft davon versteht, das Spiel an sich zu reißen und die Initiative zu behalten. Doch wenn sich das nicht tendenziell in einer Überlegenheit nahe des Torraums bzw. im Torraum ausdrückt, dann verpufft dieser Vorteil wirkungslos. Erst im Lichte der zentralen Leistungsdaten wird aus dem Ballbesitz eine brauchbare Größe, die es wert ist, berücksichtigt zu werden. Für sich allein genommen ist seine Wertigkeit für Prognosen jedoch arg überschaubar.
Der sogenannte Formverlauf ist ein wunderbares Beispiel für eine absolut überbewertete Statistik. Meist wird er in Form von Siegen, Unentschieden und Niederlagen in den letzten fünf, sieben oder mehr Spielen schematisch dargestellt. Auf den ersten Blick mag das für das ungeschulte Auge hoch relevant wirken. Allerdings hat diese Statistik ein gewaltiges Problem: Da stecken ein Haufen Störgeräusche und Nebelkerzen drin! Wie repräsentativ waren diese Ergebnisse denn überhaupt? An wie vielen dieser Resultate hatten Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, Pech/Glück im Abschluss, Ausfälle von Leistungsträgern usw. maßgeblichen Anteil? Nichts davon könnt ihr dem Formverlauf entnehmen. Er liefert also längst keine so aussagekräftige Statistik, wie es den Anschein hat. Ihr solltet ihn nur im Lichte von Leistungsdaten und selbst dann eher nachrangig in eure Überlegungen einfließen lassen.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Torverhältnis. Es hat im Grunde genommen dieselben Defizite wie der Formverlauf. Die Frage, wie verdient und somit repräsentativ dieses Torverhältnis ist, ist mit einem bloßen Blick darauf nicht zu beantworten. Erst nach Abgleich mit den Leistungsdaten wird aus dem Torverhältnis eine wertvolle statistische Größe, da es dann einen Eindruck über die Effizienz und somit die tatsächliche Torgefährlichkeit von Spielern und Teams vermittelt.
And The Ugly
Nun soll es um die Statistiken gehen, die nicht nur immer wieder kolossal überbewertet werden. Es sind viel mehr solche Statistiken, die ihr nur sehr fein dosiert oder gar nicht berücksichtigen solltet.
Der direkte Vergleich wird immer noch viel zu oft als wichtiges Kriterium breitgetreten. Völliger Unsinn! Wie oft laufen sich zwei Teams einer Liga im Rahmen von Pflichtspielen typischerweise über den Weg? In der absoluten Mehrzahl der Fälle nur zweimal im Jahr! Bei stärkeren Teams sind noch die Chancen erhöht, dass man sich außerdem im Landespokal oder gar in Europa begegnet. Aber das ist weit mehr Ausnahme als Regel. Und genau da liegt das Problem mit dem direkten Vergleich: Die Daten sind rasch überholt. Gerade im schnelllebigen Fußballgeschäft. Wie soll es mir weiterhelfen, wenn ich weiß, wie Dortmund und Schalke vor drei Jahren gegeneinander gespielt haben? Damals hatte Dortmund noch großkalibrige Leistungsträger wie Lewandowski und Götze und schwamm als der Insolvenz von der Schippe gesprungener, wiedererstarkter Verein auf einer Welle der Sympathie. Heute ist Dortmund einer der reichsten Bundesligavereine, der strauchelt, einer damit einhergehenden Erwartungshaltung gerecht zu werden. Zudem wurde gerade ein Trainerwechsel vollzogen. Schalke hingegen ist chronisch unbeständig und hat seit 2011 sieben unterschiedliche Trainer gehabt. Kadersituation, wirtschaftlicher Druck, Erwartungshaltung der Fans, Trainersituation, Leistungsträger usw. ändern sich ständig. Nichts davon wird im direkten Vergleich berücksichtigt. Zumal die durch den direkten Vergleich präsentierten Ergebnisse nur sehr stark verallgemeinerte Standortbestimmungen liefern – die nicht mal mehr aktuell sind. Selbst das aktuellste Ergebnis liegt meist mehrere Monate zurück …. Am besten KOMPLETT ignorieren.
Noch schlimmer sind historische Statistiken und Ergebnisse. Bei diesen liegt das soeben geschilderte Problem in verschärfter Form vor. Vor allem weil sie immer wieder journalistisch aufgewärmt und von einer Masse an Sessel-Experten begeistert aufgegriffen und wiedergekäut werden. Das führt dann zu Binsenweisheiten wie: „Alle englischen Torhüter sind Fliegenfänger! Deutschland ist eine Turniermannschaft und im Elfmeterschießen unbesiegbar! Scheiß Bayern Dusel! Holland wird niemals Weltmeister!Auf amerikanischem Boden wird niemals ein europäisches Team Weltmeister! Dieser oder jener Verein gehört in die erste Liga!“, usw. Leider wird gerade historischen Ergebnissen/Vergleichen auch in Puncto Fußballwetten viel zu viel Bedeutung beigemessen. Beispielsweise wenn zwei eher mittelklassige Teams aufeinandertreffen, wo auf den ersten Blick kein offensichtlicher Favorit auszumachen ist. Doch siehe da: In 32 Begegnungen konnte Team A nur 8 mal gegen Team B gewinnen …. Na und!? Was interessieren Vergleiche aus grauer Vorzeit? Sie sind längst nicht so aussagekräftig wie sie scheinen. Schon gar nicht mit Blick auf den nächsten Spieltag.
Dazu ein kleines Gedankenexperiment: Nehmen wir mal an, alle Fußball Teams wären exakt gleich spielstark. SELBST DANN würden sich allein schon anhand von Zufall und durch statistische Verteilung garantiert ganz ähnliche Serien ergeben, die dann wie Tendenzen aussehen würden. Und auf jeden Fall würden sich die Leute auch dazu ihre Geschichten ausdenken.
Hört nicht auf sie! Überlasst die Fußballhistorie den Historikern und Stammtisch-Dummschwätzern. Eure Aufgabe ist es zu prognostizieren – nicht zu reflektieren.
Zu guter Letzt kommen wir auf das meiner Meinung nach am meisten überbewertete Instrument überhaupt zu sprechen: Die Tabelle.
Es mag naheliegend wirken, der aktuellen Tabellensituation ein großes Gewicht zuzugestehen, wenn ihr eine oder mehrere Wetten auf Fußballspiele aus eben dieser Liga erwägt. Sicher wird der Tabellenvierte daheim den Tabellenzwölften wegputzen, oder? …. Wenn es so einfach ist, wundere ich mich, dass es noch Buchmacher gibt, die nicht in einem Pappkarton schlafen müssen.
Das Problem mit der Tabelle ist folgendes: So entscheidend sie auch für die Bewertung von wettbewerbsmäßigem Erfolg oder Misserfolg sein mag – sie spiegelt die Spielstärke der Mannschaften nur sehr unzureichend wieder. Insbesondere mit Blick auf das nächste Spiel. Was interessiert euch das große, allgemeine Ganze, wenn ihr eure Kohle von Spiel zu Spiel verdienen wollt? Eben!
Davon abgesehen ist die Tabelle prognostisch nahezu wertlos, weil sie nur über sehr allgemeine Parameter Auskunft gibt, die viel darüber verraten, was sich sportlich unterm Strich getan hat. Aber über das WIE erfährt man anhand der Tabelle rein gar nichts! Abgesehen von Torverhältnis sowie Heim- und Auswärtsstärke (sofern man die Heim- und Auswärtstabelle abrufen kann) ist der Tabelle in Puncto tatsächlicher Spielstärke weit weniger zu entnehmen, als es den Anschein hat. Dennoch wird ihr so ein großes Gewicht eingeräumt, weil sie sportlich über Wohl und Wehe der Vereine entscheidet. Nur …. was hat das mit euren Fußballwetten zu tun? Eben!
Es gibt diesen großen Mythos, der besagt: „Die Tabelle lügt nicht!“, und der davon ausgeht, dass sich Glück und Pech im Laufe einer Saison ausgleichen und dass das Endergebnis folglich absolut leistungsgerecht ist. Schon aus rein logischen Überlegungen heraus, lässt sich leicht erkennen, was das für ein Mumpitz ist. Glück und Pech sollen sich ausgleichen? Wow! Das würde ja quasi voraussetzen, dass alle gleich viel Glück bzw. Pech haben. Dass eine solch gerechte Verteilung überhaupt nicht zu erwarten ist, erklärt sich wohl von selbst. Zumal Glück und Pech im Fußball viele, zum Teil sehr unterschiedliche Gesichter haben können.
- Der Neuzugang, der unerwartet gut einschlägt.
- Der Leistungsträger, der mit einem Knorpelschaden monatelang ausfällt.
- Der nicht gegebene Handelfmeter.
- Der stark aufspielende Torwart, der an einem Sahnetag über sich hinauswächst und noch die dümmsten Schnitzer der Abwehr egalisiert.
Man beachte dabei, dass des einen Freud oftmals des anderen Leid ist … was einen Ausgleich bei Saisonabschluss wohl kaum wahrscheinlicher werden lässt. Einfach weil man es nicht in der Hand hat. Und überhaupt: Was veranlasst denn zu der Feststellung, dass Glück und Pech nach 34 Spieltagen ausgeglichen wären? Mal angenommen die Bundesliga würde aus drei Teams mehr oder weniger bestehen und somit sechs Spieltage mehr oder weniger haben. Wären Glück und Pech dann immer noch ausgeglichen? Allein daran sieht man, wie sehr diese Aussage an den Haaren herbeigezogen ist. Das sollte doch schon einleuchten, wenn man sich mal anschaut, wie radikal sich eine Tabellenkonstellation selbst bei fortgeschrittener Saison binnen weniger Spieltage ändern kann.
Die Tabellensituation solltet ihr nur dann bedenken, wenn sie Rückschlüsse auf die Stimmung einer Mannschaft zulässt und sich dies auch in den letzten Begegnungen tatsächlich widerspiegelt. Und selbst dann sollte diese Überlegung allenfalls das Zünglein an der Waage, nicht aber DAS K.O. Kriterium sein.
Keep it simple
So wie es elementare, bedingt nützliche und nutzlose Statistiken gibt, so variieren auch die jeweiligen Wettarten darin, wie empfehlenswert sie sind. Allerdings stellt sich die Sache für euch als angehende Anlagestrategen sehr simpel dar. Finger weg von so ziemlich allen Nebenwetten! Haltet euch an die einfachen Wetten. Tipps auf Sieg, Unentschieden oder Niederlage sowie Asian Handicap Wetten (oder vergleichbare Head 2 Head Formate) sollten das absolute Gros, wenn nicht gar den gesamten Umfang, eurer Investitionen ausmachen. Von abenteuerlichen Nebenwetten gilt es stets die Finger zu lassen. Das zählt auch für jegliche Kombinations- und Systemwetten.
Je spezifischer die Bedingungen für den Erfolg einer Wette sind, desto größer sollte der Bogen sein, den ihr um diese Wette macht. Völlig egal wie beschlagen ihr darin sein mögt, zielführende, relevante Statistiken in messerscharfe Prognosen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen umzumünzen: Wenn ihr die falschen Wetten spielt, nützt euch das einen feuchten Kehricht. Sobald eine Wette damit steht oder fällt, ob eine bestimmte Zahl von Eckstößen gegeben wird oder ob X Spieler beim Singen der Nationalhymne nur die Lippen bewegen, seid ihr bei all eurer Raffinesse vor allem auf eines angewiesen: Glück! Nachdem wir schon in Zusammenhang mit den Statistiken viel (und nicht gerade wohlwollend) über Glück und Pech gesprochen haben, sollte klar sein, warum euch daran nicht gelegen sein kann.
Sobald ihr anfangt, euch zu sehr auf euer Glück zu verlassen, seid ihr erledigt. Sicher, auch wenn ihr alle hier genannten Tipps mit religiösem Eifer und eremitischer Disziplin befolgt, werdet ihr den Glücksfaktor nie ganz ausschalten können. Aber das wäre ohnehin kein realistisches Ziel. Ihr könnt ihn jedoch langfristig überwinden. Voraussetzung dafür ist es, den Glücksfaktor und somit die Varianz niedrig zu halten. Egal wie verlockend saftig die Quoten für all diese unsicheren Ergebnistipps, Nebenwetten und Kombis auch sein mögen. So angenehm der gelegentliche Glückstreffer auch sein mag: Glück kommt und geht. Auf Dauer rettet es niemanden vor sich selbst.