Michel Platini. Ein Name, den wirklich jeder schon einmal gehört haben wird. Auch dann, wenn er kein Fußballfan ist und auch nichts mit Sportwetten anfangen kann. Er war ein Spielmacher in verschiedenster Hinsicht. Sowohl auf dem Feld als auch als Trainer war Michel Platini ein Spielmacher. Doch etwas negativer kann man den Titel des Spielmachers ebenfalls anwenden, auf diesen Michel Platini. Als Funktionär im Fußballgeschäft war er nämlich ebenfalls ein Spielmacher. Und hier wurde er erst so richtig bekannt, auch außerhalb der Reihen der Fußballfans. Denn dort war es wohl eher ein falsches Spiel, welches er trieb.
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All diese Aspekte des vielschichtigen Michel Platini möchte ich an dieser Stelle etwas genauer beleuchten und übersichtlich zusammenfassen. Angefangen von der Rolle des Spielmachers im Fußball, über die Rolle als Spielmacher auf der Trainerbank, bis hin zur Funktionärskarriere mit unrühmlichem, aber keinesfalls endgültigem Ende.
Michel Platini – Die Karriere eines Fußballspielers
Schon in der Jugend bekam Michel Platini eine Chance sein Können auf dem Fußballfeld unter Beweis zu stellen. Sein Vater war der sportliche Direktor des Erstligisten AS Nancy. Daher konnte Michel Platini wohl recht einfach Fuß fassen. Zunächst machte er einige Jahre beim Heimatclub AC Joeuf ein tatsächlich gutes Bild als talentierter Spieler. Er war zehn Jahre alt. Zwar bekam er vorerst Angebote vom FC Metz, dieser Verein lehnte ihn dann aber aufgrund einer ärztlichen Einschätzung doch ab. Die Ärzte sahen Michel Platini als zu schwach an, für eine Profikarriere.
Rückblickend betrachtet, nach dem was noch folgen sollte, bekam Michel Platini hier bereits das erste Mal zu spüren welche Macht gute Verbindungen im Fußball hatten. Denn der AS Nancy war es, der Platini letztendlich immerhin in der Reservemannschaft eine Chance gab. Tatsächlich wird dies wohl ein recht prägendes Ereignis für den jungen, damals 17 Jahre alten, Spielmacher der Zukunft gewesen sein.
Aufstieg eines Talents
Allerdings war zu dieser Zeit nichts von Ungemach zu sehen. Die väterliche Hilfe rechtfertigte Michel Platini schnell durch seine Leistungen. So stieg er 1973, also bereits ein Jahr nach Aufnahme in die Reservemannschaft, in die Erstligamannschaft auf. Ein weiteres Jahr später brach er sich aber einen Arm und musste pausieren. In dieser Zeit rutschte der Verein ab, in die zweite Liga. Vielleicht lag in eben diesem Abstieg eine gute Chance für Platini, die sich sonst so nie gezeigt hätte. Er avancierte zum Spielmacher auf dem Feld und verhalf in der Folgesaison dem AS Nancy zum sofortigen Wiederaufstieg.
- Sportlich gebührt Michel Platini alle Ehre.
1976 gab es dann endlich offiziell einen Profivertrag für Michel Platini. Außerdem wurde er zum Fußballer des Jahres der Franzosen gewählt. Vorläufiger Karrierehöhepunkt sollte der Sieg im Pokal 77/78 werden. Was darauf folgte war ein komplizierter Beinbruch und Differenzen mit dem Verein. Somit verließ Platini diesen. Von Angeboten wurde der nun nicht mehr ganz so junge Michel Platini nun geradezu überschüttet. Er entschied sich für einen Wechsel zum AS Saint-Etienne.
Mit Saint-Etienne gewann Michel Platini die Meisterschaft der Saison 80/81. Allerdings scheiterte der Verein, und somit auch sein neuer Spielmacher, immer wieder in den Finalrunden anderer Wettbewerbe.
Die goldene Zeit bei Juventus Turin
Michel Platini wechselte zur Saison 1982/83 abermals. Dieses Mal ging es zu Juventus Turin. Die fünf Jahre die er dort bis 1987 verbrachte lassen sich in einer beeindruckenden Titelsammlung zusammenfassen:
- Europas Fußballer des Jahres 1983-1985
- Europapokal der Landesmeister Sieger 1985
- Italienischer Meister 1984 und 1986
- Italienischer Pokalsieger 1983
- Weltpokalsieger 1985
- Sieg im Europapokal der Pokalsieger 1984
- UEFA Supercup Sieger 1985
Mit 31 Jahren beendete Michel Platini seine Karriere praktisch auf dem Höhepunkt, nachdem der zweite Titelgewinn in Italien 1986 gelungen war. Damit hat er sicherlich einiges gutes für seinen Ruf getan. Der sonst ab diesem Alter oft eintretende Leistungsverfall konnte nicht mehr eintreten. Negative sportliche Erlebnisse gab es kaum. Lediglich schlimme Ausschreitungen stellten seinen Europapokal der Landesmeister etwas in den Schatten. Doch sportlich gab es nichts zu beklagen. Im Gegenteil. Zu den hier aufgezählten Trophäen kommen noch etliche Endrunden, an denen Michel Platini teilnehmen konnte.
Michel Platini – Karriere als Nationalspieler
Ab 1976 spielte Michel Platini auch in der Nationalmannschaft seiner Heimat Frankreich. Er war, um die Jahre in der Nationalelf kurz zusammenzufassen, die große Hoffnung der Franzosen. Er sollte Frankreich aus einem verheerenden Tief zurück an die Spitze führen. Und letztendlich schaffte er es auch hier als Spielmacher sein Team mit zu ziehen. Am Ende gelang immerhin der Gewinn der EM 1984. Weltmeister wurde Platini aber nie. In zwei der drei Weltmeisterschaften (1982 und 1986), an denen Platini als Spieler teilnahm, schied Frankreich gegen Deutschland aus.
Platini als verkannter Spielmacher auf der Trainerbank
Insgesamt verlief Platinis Karriere in der Nationalelf als Spieler geradezu überschwänglich gut. Nach seinem Ausscheiden als Spieler übernahm der damals 33 Jahre alte Michel Platini den Posten des Nationaltrainers. Obwohl er zuvor nie einer werden wollte. Von 1988 bis 1992 trainierte er die Elf. Und er brachte es auf eine beachtliche Serie von immerhin 19 Spielen ohne Niederlage. Die Leistung wurde aber durch ein frühes Ausscheiden in der EM 1992 überschattet. Zuvor war man zur Weltmeisterschaft nicht einmal qualifiziert. Michel Platini trat daraufhin zurück. Die Serie von 19 ungeschlagenen Spielen schien bedeutungslos, unter diesen Umständen. Heute jedoch zeigt sie, dass er auch als Trainer ein wahrer Spielmacher der anderen Art hätte werden können.
- Vom Fußballfeld in den Konferenzraum. Michel Platinis Karriere ohne Beachtung der Skandale zusammengefasst.
Michel Platini – Spielmacher im Anzug
Ein Spielmacher der eher wörtlich zu nehmenden Art wurde Michel Platini in der Laufbahn als Funktionär. In den Jahren 1993 bis 1998 war er Vizepräsident des Organisationskomitees der WM 1998 in Frankreich. Er machte Spiele also erst möglich. Als einer der federführenden Köpfe. Danach wurde er Berater des FIFA Präsidenten Sepp Blatter, der 2002 gewählt wurde. Er unterstützte zuvor dessen Wahl deutlich.
Im Januar 2007 wurde Michel Platini letztendlich zum UEFA Präsidenten gewählt. Mehr feste Champions League Startplätze für kleine Verbände brachten ihm als Wahlversprechen die nötigen Stimmen. Und den Fans teils viel Freude. Ebenfalls zu verdanken haben wir Michel Platini die EM- Gruppenphase mit 24 statt mit 16 Teilnehmern. 2011 bekam Platini weitere vier Jahre im Amt zugesprochen.
Im Juli 2015 gab er seine Kandidatur für das Amt des FIFA Präsidenten bekannt. Am 8. Oktober hatte er die nötigen Unterstützungsstimmen beisammen und eingereicht. Einige Stunden später sperrte ihn die FIFA Ethikkommission für sechs Jahre.
Zuvor war Michel Platini in den Medien über Jahre, bis auf die letzte Phase seiner Karriere, eher positiv in Erscheinung getreten. Er war der Mann, der für die kleinen Verbände eintrat. Dies gefiel meistens.
Michel Platini – Spielmacher mit gezinkten Karten
Zuletzt, was letztendlich auch zur Sperrung führte, die vom Internationalen Sportgerichtshof aber auf vier Jahre reduziert wurde, war Platini allerdings eher wegen Korruptionsvorwürfen und vermuteter Vetternwirtschaft in den Medien. Zum einen viel auf, dass die Wahl zum UEFA Präsidenten hauptsächlich aufgrund osteuropäischer Länder zustande gekommen war und die EM 2012 nur wenige Wochen später an die Ukraine und Polen ging.
- Journalisten durchleuchteten die Karriere Platinis zuletzt ganz genau
Weiterhin ging es im Zusammenhang mit der umstrittenen Vergabe der WM 2018 und 2022 ebenfalls um Michel Platini. Nur kurz nachdem Katar die WM zugesprochen bekam wurde auch noch sein Sohn der Europachef der Gruppe Quatar Sports Investments. Wieder ein fader Beigeschmack von Vetternwirtschaft im besten Falle und Betrug im schlechtesten.
Weitere Enthüllungen ließen, mittlerweile wenig überraschend da die Journalisten sich lägst neben Blatter auch auf Platini eingeschossen hatten, nicht lange auf sich warten.
Zur WM 2014 in Brasilien viel Michel Platini zudem negativ auf, indem er die Rückgabe einer Uhr verweigern wollte. Diese hatten er und andere Funktionäre vom Fußballverband in Brasilien geschenkt bekommen. Der Wert: 25.000 Dollar. Erst nachdem die FIFA drohte jene Funktionäre zu suspendieren, die dieses zweifelhaft wirkende Geschenk nicht zurückgeben, lenkte er ein.
Nicht kriminell – Aber eben auch nicht ehlich
Die Schlammschlacht ergab zwar man könne Platini juristisch in keinem der zahllosen Punkte etwas vorwerfen, was auch die Schweizer Bundesstaatsanwaltschaft letztendlich sagte, doch unethisch war dies schon alles in höchstem Maße. Und aufgeklärt, da sind sich Experten größtenteils einig, wurden längst nicht alle Machenschaften.
So kam es, auch durch die Sperre begründet, dass momentan alle von einem endgültigen Karriereende des Michel Platini ausgehen. Zweifelsohne eine nachvollziehbare Prämisse. Doch letztendlich muss sich noch zeigen, ob der ehrgeizige Spielmacher durch Strippenziehen und Kontakte nicht doch wieder nach oben findet, in der sicherlich nie ganz sauberen Welt des Fußballgeschäfts.
- Die Polizei in der Schweiz musste Michel Platini letztendlich doch nicht fürchten.
Michel Platini – Ein Fazit zum Spielmacher Michel Platini
Fußballerisch war Michel Platini schlicht eine Wucht, möchte man es etwas einfacher ausdrücken. Er legte schon früh erste Grundlagen um zur Sportlegende zu werden. Allerdings bekam er auch schon früh mit wie wichtig Networking und Zugang zu den richtigen Strippen im Fußball sein kann, welche zu ziehen Türen öffnet.
Wäre die Karriere als Funktionär zum Ende hin nicht so tragisch gewesen, dann wäre Platini sicher eine Art französischer Nationalheld. Ein Nationalheld zwar, mit einem kleinen dunklen Fleck am Ende der Karriere, wo es im Trainerberuf nicht so geklappt hatte, wie erhofft. Doch immerhin ein Held auf dem Platz. Kaum ein anderer Spieler dieser Zeit konnte ebenso begeistern. Und schon gar keiner aus Frankreich.
Die gezinkten Karten, mit denen Michel Platini im System Blatter allerdings am Ende die Spiele regelte haben einiges davon etwas überschattet. Selbst schuld, mag man freilich sagen. Aus Sicht des Sportfans etwas schade ist es aber dennoch. An eine Unschuld eines missverstandenen Platini glaubt aber wohl keiner. Und an ein endgültiges Karriereende glaube zumindest ich selbst ebenfalls erst dann, wenn sein Verhalten nach Ablauf der Sperre ersichtlich wird. Denn er ist noch recht jung, für einen neuerlichen Anlauf auf eine Karriere als Funktionär und geübter Strippenzieher. Und vermutlich kann er noch den einen oder anderen Gefallen einfordern.