Spielerberater – Die Vampire in der Fußballwelt?

Fast jeder hat ihn schon einmal gehört, den Begriff Spielerberater. Auf jeden Fall dann, wenn man sich etwas mit Fußball beschäftigt. Vielleicht aber auch ohne Interesse am Sport. Denn der Berufsstand des Spielerberaters ist zuletzt immer wieder in den Medien gewesen. War da nicht etwas von einem Skandal? Was macht ein Spielerberater eigentlich? Und wofür braucht ein Fußballspieler einen Berater? Er weiß doch wohl, dass er den Ball am besten ins Tor schießt, oder? Diese Fragen und einiges mehr möchte ich im Folgenden etwas genauer erörtern.

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Was macht ein Spielerberater?

Zunächst möchte ich etwas Klarheit darüber schaffen, was so ein Spielerberater eigentlich macht, was er ist. Im Grunde ist ein Spielerberater nichts anderes, als ein Manager bei Künstlern. Schafft ein Manager bei einem Künstler, etwa einem Musiker, die gut bezahlten Auftritte herbei und sagt Talkshows zu oder ab und sorgt dadurch dafür, dass sein Schützling sich aufs Wesentliche konzentrieren kann, so übernimmt der Berater beim Spieler diesen Part.

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Vertragsverhandlungen, und heute ist dies in der Bundesliga oder anderen europäischen Top Ligen in der Regel ein Millionengeschäft, werden weitestgehend vom Spieler ferngehalten. Gegen Provision versteht sich. Der Spieler äußert seinen Wunsch. Beispielsweise, dass er demnächst ganz gerne bei Arsenal London tätig wäre, und der Berater kümmert sich darum die notwendigen Verhandlungen einzuleiten. Noch besser, aus Sicht der Spielerberater, ist es, wenn der Spieler keine eigenen Interessen vorzuweisen hat. Dan rät ihm der Berater dazu, dass er hier oder dort am meisten herausholen kann, für seine Karriere. Der Schützling nickt dass ab und der Berater kann sich ans Werk machen und Verträge aushandeln.

Beide Varianten sind nicht grundsätzlich schlecht, oder gar böse. Grundsätzlich hat das ganze etwas Gutes. Der Spieler muss sich nicht mit wirtschaftlichen Belangen herumschlagen. Er kann sich auf das Spiel konzentrieren. Ist in der nächsten kritischen Spielminute nicht abgelenkt, weil die Gedanken um den Vertrag kreisen. Im Grunde ist dies etwas, was Verein und Spielern zugutekommt. Der Spielerberater hat seine Daseinsberechtigung.

Der Spielerberater sollte seinen Klienten mit Rat und Tat beiseite stehen.

Der Spielerberater sollte seinen Klienten mit Rat und Tat beiseite stehen.

Ein Beispiel aus der Formel 1

Zur Veranschaulichung will ich einmal etwas aus dem gedanklichen Gefängnis des Fußballs ausbrechen und eine andere Sportart hernehmen, in der genau dies funktioniert hatte. Die Formel 1. Nahezu jeder dürfte registriert haben, dass Nico Rosberg Weltmeister wurde. Im selben Jahr standen aber auch Vertragsverhandlungen an. Hier hat Ex- Fahrer Gerhard Berger im Grunde die Funktion eines Spielerberaters, oder hier eher Fahrerberater, übernommen. Er führte die Vertragsverhandlungen mit Mercedes. Nico Rosberg war frei von solchen Gedanken und konnte sich auf die WM konzentrieren. Diese gewann er letztendlich. Vielleicht auch deshalb, weil das Grundprinzip Spielerberater hier funktionierte. Dass er nach erfolgreichem Titelkampf plötzlich und sehr spontan seine neu verhandelten Verträge doch auflöste und sich zur Ruhe setzt ist für den reinen Vorgang unerheblich. Erheblich ist aber, dass es hieß, Gerhard Berger übernehme die Rolle als Spielerberater aus Freundschaft und nicht wegen der Provision.

Millionengeschäft Spielerberatung

Etwas anders sieht es da schon in der täglichen Fußball Realität aus. Hier wird keiner ehrenamtlich beraten. Keiner arbeitet ohne Provision. Die Millionengelder sind es, die dafür sorgen, dass es in Deutschland etwa 2500 Spielerberater gibt. Bei gerade einmal 1000 Lizenzspielern in der ersten und zweiten Bundesliga insgesamt.

Der theoretische Überschuss an Spielerberatern verdingt sich damit, in Nachwuchsvereinen nach der großen Hoffnung zu suchen. Ein Spieler unter Vertrag der sich großartig entwickelt, der zum Top Spieler der Bundesliga wird, und die Arbeit hat sich gelohnt. Der große Wurf kann eine Millionenprovision bringen.

Mitmachen kann bei dieser Lotterie jeder. „Jeder der ein Handy bedienen, und einen Fußball von einem Kürbis unterscheiden kann“ habe ich einst irgendwo gelesen.

Wo das System Spielerberater krankt

Und dort beginnt das System zu kranken. Deshalb ist es derzeit zumindest in einschlägigen Medien immer häufiger mit Kritik bedacht. Tatsächlich können Spielerberater ohne jegliche Lizenz arbeiten. Früher gab es die. Doch dann hat der Weltverband FIFA diese abgeschafft. Das war im Jahr 2015. Irgendwie, so möchte man heute sagen, hätte man die Folgen kommen sehen müssen.

Es schwemmen haufenweise Spielerberater auf den Markt. Alle wollen das Glück haben einmal ein ganz großes Talent zu entdecken. Sie wären reich. Die Folge ist nicht nur das Bedrängen von jungen Talenten bei ihren Jugendvereinen, dass sie doch einen Vertrag unterschreiben sollen, worauf ich später genauer eingehen will. Auch wahre Weltstars haben durchaus negative Folgen zu erwarten. Nur noch wenige Spielerberater tun, wofür sie gedacht sind richtig. Meist geht es nur um die schnellen Verhandlungen mit möglichst hohen Summen und Provisionen. Mino Riola beispielsweise ist Spielerberater für Paul Pogba. Für 105 Millionen Euro konnte dieser seinen Schützling von Juventus Turin zu Manchester United verschieben. Seine Provision betrug 27 Millionen Euro. Er müsste nie mehr arbeiten.

So kommt es, dass Superstars des Fußballs heute teils Gefängnisstrafen drohen. Wegen Steuerhinterziehung. Dabei ist nicht zwangsläufig Gier der Stars ein Grund. Oft sicherlich auch. Manches Mal haben diese sich aber bestimmt auch nur auf ihre Spielerberater verlassen. Diese hätten darauf hinweisen sollen. Müssen vielmehr, wollen sie dem Star den Rücken wirklich freihalten. Doch solche Serviceleistungen zählen nicht für sie. Für sie zählen nur die Millionen an Provision. Die Heuschrecken des Fußballs. Die mehr Schaden anrichten können, als jeder Wettbetrug.

Jugendspieler unter Druck

Das Problem ist allerdings kein rein deutsches. Auch keins, von dem nur Erwachsene betroffen wären. Was hierzulande wohl kaum einem denkbar erscheint, aber sicher unter vorgehaltener Hand auch praktiziert wird, zeigte bereits vor Jahren eine Dokumentation aus Frankreich. Dort ist es verboten Jugendliche, oder gar Kinder als Spielerberater unter Vertrag zu nehmen. Und dennoch geschieht genau dies. Bei Testspielen und Probetrainings für diverse angesehene Mannschaften wird der Nachwuchs direkt unter Vertrag genommen. Man braucht einen Spielerberater um es zu etwas zu bringen. Was dort vielleicht noch etwas schwerer wieg, als hierzulande, ist der Aufstieg aus einem Getto in den Profifußball.

natürlich braucht kein Spieler einen Berater um zu wissen, dass ein Tor das Ziel ist. Doch wirtschaftliche Belange machen einen Berater oft unverzichtbar. Wenn es ein guter ist

natürlich braucht kein Spieler einen Berater um zu wissen, dass ein Tor das Ziel ist. Doch wirtschaftliche Belange machen einen Berater oft unverzichtbar. Wenn es ein guter ist. Bei solchen, die die Jugend unter Druck setzen gilt dies kaum.

Da sind also die Spielerberater. Verbotener Weise. Sie nehmen neue Klienten unter Vertrag. Noch nicht mal voll geschäftsfähig, wie diese sind. Zur Not, aber auch nur dann, wenn es sein muss, werden die Eltern mit ins Boot geholt. Eine freie Entwicklung von Nachwuchstalenten und deren eigenständigen Entscheidungen aufgrund eigener Träume und Wünsche gehört dort dann der Vergangenheit an. Hier geben die Spielerberater den Ton vor. Eine lange Zeit zumindest. Die Spielerberater kontrollieren oder den Nachwuchs aktiv schützen tut keiner. Weshalb auch? Wo es doch keine Lizenz gibt, die man überprüfen könnte.

Wenn der Spielerberater für sich selbst arbeitet

Ein weiterer großer Kritikpunkt, der in Einzelfällen auch schon ans Licht kam ist der, wenn der Spielerberater für sich selbst arbeitet, statt im Interesse des Klienten. Ein Klub möchte das große Talent unbedingt unter Vertrag nehmen. Für den Spieler selbst wäre aber ein anderer Verein weitaus besser. Was hindert hier den Klub daran, dem Spielerberater eine kleine Aufmerksamkeit, oder schlicht den klassischen Geldkoffer als Klischee, zukommen zu lassen? Dies, zusätzlich zur zu erwartenden Provision, bewegt den geldgierigen Berater sicherlich dazu, dass er den Spieler zu einem entsprechenden Wechsel überredet. In ähnliche Machenschaften war schon in den Neunzigern der FC Bayern verwickelt. Die Interessen des Spielers stehen hier zunächst ganz weit hinten an.

Es gibt auch die Guten

Doch bislang war die Berichterstattung an dieser Stelle recht einseitig. Natürlich. Die Branche ist getrieben von Geldgier, Lug und Trug. Realistisch betrachtet könnte es streckenweise gar nicht anders sein, wenn 2500 Spielerberater um einen Markt kämpfen, der nicht mal die Hälfte von ihnen ernähren könnte.

Doch es gibt auch die guten. Diese haben noch Berufsethos und Ehre und wollen ihrem Klienten das Beste. Eben trotz des Geldes. Oder wegen des Geldes. Nämlich, weil sie wohl auch dann noch recht gut von ihrem Metier leben können. Einer von ihnen ist Volker Struth. Er gilt als einer der vier einflussreichsten Berater im Fußball weltweit. Er hatte auch schon Top Stars wie Mario Götze unter Vertrag. Und er will seinen Beruf ordentlich ausführen. Seine Agentur und noch vier weitere gründeten den DFVV (Deutsche Fußballspieler Vermittlungs-Vereinigung). Diese hat sich zum Ziel gesetzt sauber zu arbeiten. Und diese sieht sogar eine Chance im gescheiterten Regulieren der FIFA. Nämlich die, dass es einzelne Liegen und die Branche selbst nun viel besser regeln können. Wenn sie nur wollen.

Fazit zu Spielervermittlern und der Situation im Fußball

Tatsächlich gibt es einige sehr von Geldgier getriebene Akteure in der Branche der Spielervermittler. Allerdings auch einige Hoffnungsträger. Und die DFVV ist eine Art des Hoffnungsschimmers am Firmament, will man es etwas theatralisch ausdrücken. Die Frage ist meines Erachtens nur die, ob diesen Schimmer überhaupt jemand will. Denn solange die Vereine ihre Wunsch- Stars mit Bestechung bekommen können und die Vermittler selbst sich mehrheitlich eine goldene Nase verdienen wollen, statt selbst auferlegten Regeln zu gehorchen wird sich vielleicht so schnell doch nichts ändern.

Meiner Ansicht nach sind es die Fußballspieler, die für die Situation haften. Und diese sollten eine Änderung herbeiführen. Wenn diese anfangen ein zwei Mal in ihrer Karriere auch abseits des Platzes zu denken, dann könnten diese bewusst ihre Spielerberater so wählen, dass sie selbst auf der sicheren Seite sind. Mit Steuerangelegenheiten und Ähnlichem. Und dann wären die Teilnehmer am Markt gestärkt, die ihren Beruf richtig ausüben und nicht nur auf die nächsten Millionen schielen.