Wie viel Steuern die Buchmacher zahlen und was abgeleitet werden kann?
Das Bundesfinanzministerium hat seine Zahlen für 2016 vorgelegt. Unter vielem anderen geht daraus auch hervor, wie viel der Staat an Sportwetten verdient. Denn die Buchmacher haben im Jahr 2016 ganze 307 Millionen Sportwettsteuer an den Staat abgeführt. Ein Anstieg um fast ein Drittel. Denn 2015 waren es mit 240 Millionen noch rund 28 Prozent weniger. Legt man die Wettsteuer zugrunde, um das Volumen der deutschen Wetteinsätze zu ermitteln, so erhält man einen Wert von 6,13 Milliarden Euro, der im vergangenen Jahr mit Sportwetten nur in Deutschland umgesetzt wurde.
Mehr Umsatz und regulierungswillige Buchmacher
Mathias Dahms, der als Präsident des deutschen Sportwettenverbands als Stimme der gesamten Branche für Deutschland betrachtet werden kann, sieht die deutlich angestiegenen Steuereinnahmen nicht nur als Folge der Fußball EM in Frankreich. Zwar führen solche Großereignisse erwiesener Maßen immer zu gestiegenen Umsätzen bei Online Buchmachern, der DSWV sieht aber vor allem auch eine steigende Bereitschaft der Buchmacher aus ganz Europa Steuern zu entrichten.
Gleichzeitig sind diese Buchmacher aus ganz Europa stärker im deutschen Markt tätig, nachdem der europäische Gerichtshof im Februar des vergangenen Jahres Klarheit geschaffen und das bisherige Vergabeverfahren deutscher Sportwetten Lizenzen als nicht dem europäischen Recht entsprechend eingestuft hat.
Mit diesem Urteil im Rücken, welches zwar absehbar war und schon im Vorfeld ein Umdenken der Politik eingeleitet hatte, kamen tatsächlich auch große Namen wie William Hill zurück auf den deutschen Markt, die sich zuvor verabschiedet hatten.
Neuer Staatsvertrag für 2018 geplant – Angesichts der Bereitschaft der Buchmacher nicht komplett genug
Da bereits im Vorfeld vom Glücksspiel Staatsvertrag 2012 Abstand genommen wurde ist die Politik schon ein Stück weiter, als man sonst bei einem im Februar gefällten Rechtsspruch erwarten könnte. Es ist bereits eine „minimalinvasive“ Neufassung für 2018 in der Planung. Diese soll dann jedem Buchmacher Zugang zu einer deutschen Lizenz und dem deutschen Markt gewähren, der gewisse Mindeststandards vorweisen kann.
Die neue Fassung, deren Einzelheiten noch nicht ausgearbeitet sind, sollte dementsprechend auch mit EU- Recht konform sein. Hier mahnte der DSWV Präsident Dams allerdings an, dass diese Neufassung nur eine Änderung an dem bisher monopolistischen Staatsvertrag sei, die der notdürftigen Abstützung eines einstürzenden Gebäudes gleichkäme. Wichtig ist aus Sicht des Sportwettenverbands, dass eine Regulierung gründlicher, nämlich von neu auf, hochgezogen wird.
Buchmacher zeigen Bereitschaft zur Regulierung
Die Bereitschaft der Mitarbeit, so Dahms, zeigen die Online Buchmacher schon dadurch, dass sie sich der deutschen Wettsteuer bereitwillig anschließen. Gäbe es nun keine Regulierung von Anfang an, dann könnten eben diese regulierungswilligen Anbieter, die in den Augen der Regierung willkommen sein sollten, in ihren Chancen auf dem Markt gegen illegale Anbieter zu bestehen, die sich nicht in dieser Form an Regeln halten, stark ausgebremst werden. Demnach deutet Dahms an, dass starke legale Anbieter nur im Interesse der Politik sein könnten. Ganz unrecht hat er da meines Erachtens nicht.
Sowohl die Interessen der Buchmacher selbst, als auch die der Politik, der durch illegale Anbieter Massen an Steuereinnahmen verloren gehen könnten, sollten sich hier in eine einheitliche Richtung orientieren. Und auch wichtigen Themen wie dem Verbraucherschutz oder dem Jugendschutz kann nur dann wirklich geholfen sein. Nämlich wenn jene Buchmacher stark am Markt sind, die nach deren Regeln spielen.
Nachdem die Buchmacher mehr als geduldig ihre Bereitschaft zu einer fairen Regulierung gezeigt haben und sich über ihre Steuerzahlungen angesichts der faktisch derzeit noch nicht existenten Regulierung quasi freiwillig am Gemeinwohl beteiligt haben sind nach Ansicht des DSWV nun die Länder an der Reihe ihren Teil zu leisten. Und dieser Teil ist die Schaffung wirklich geeigneter Rahmenbedingungen.
Steuern aus Sportwetten sollten dem Sport zugutekommen
Neben seiner transparenten, sehr faktenbezogenen Lobbyarbeit für Sportwetten hat sich der DSWV aber auch die Geschicke des Breitensports auf die Fahne geschrieben. Vielleicht auch deshalb, weil dem Verband klar ist, dass Sportwetten nur dann interessant bleiben, wenn der Sport dahinter spannend ist und Zuschauer lockt.
So schlägt der Sportwettenverband vor, dass künftig Steuereinnahmen durch Online Wetten zweckgebunden verwendet werden sollten. Zur Förderung des Breitensports. Denn dem Breitensport kommt, anders als dem Spitzensport, kaum Sponsorengeld zu gute. Und letztendlich sorgt ein gesundes Umfeld für den Breitensport sogar auch dafür, dass es auch dem Spitzensport in Deutschland gut geht. Denn nicht wenige der heutigen Sportstars mit Millionengehältern und Werbeverträgen haben auf Basis des Breitensports angefangen. Mancher sogar ursprünglich in einer ganz anderen Sportart. Und nicht zuletzt käme eine Verwendung der Steuermillionen für den Breitensport auch der gesamten Bevölkerung zugute. Ein Umstand, den die Politik nur zu gerne selbst von den Buchmachern einfordert. Beteiligung am Gemeinwohl.
Für wen spricht der DSWV?
Der DSWV vereint sehr viele jener Buchmacher unter seinem Dach, die auch hier in Tests regelmäßig als besonders gute und faire Anbieter bewertet werden. Dies zeigt deutlich, dass es kein Fehler sein kann auf den Verband zu hören.
Mitglieder sind unter anderem:
Die Mitgliederzahl steigt allerdings immer wieder an. Beispielsweise dann, wenn neue Buchmacher launchen, die ebenfalls ein Interesse an fairem Umgang mitbringen. So ist auch Neustart Wetten.com in der Liste der Buchmacher beim DSWV zu finden.
Sportwetten, Steuern und Regulierung – Mein Fazit
Zunächst lässt sich eindeutig festhalten: Die Staatskasse freut sich darüber, dass die Buchmacher von der Politik langsam akzeptiert werden. Sollte es tatsächlich gelingen die Neufassung des Glücksspiel Staatsvertrags bereits 2018 in trockenen Tüchern zu haben, dann erwarte ich persönlich sogar einen weiteren Anstieg.
Und es gilt grundsätzlich, in der Politik aber auch als Nutzer, jene Buchmacher zu unterstützen, die sich regulierungsbereit zeigen. Denn in Zusammenarbeit lässt sich am ehesten schnell eine für alle Seiten positive Situation schaffen. Letztendlich profitieren davon dann Anbieter, Staat und Kritiker etwa zu gleichen Teilen. Und auch für den Nutzer wird es vielleicht noch einmal übersichtlicher.
Dass ich mich hier in weiten Teilen der Argumentation des DSWV anschließe liegt nicht etwa daran, dass ich parteiisch wäre. Es ist vielmehr so, dass der Sportwettenverbund einfach stichhaltige Argumente hat. Und gute Ideen. Mir gefällt beispielsweise die Idee, dass Steuern aus Sportwetten künftig für den Breitensport eingesetzt werden sollen. Denn hier hat die Bevölkerung wirklich etwas davon. Mehr, als wenn das durch die voranschreitende Regulierung eingenommene Geld nur ein weiterer Posten ist, der ohne jeden für Bürger messbaren Effekt in den Tiefen des Staatshaushalts verschwindet. Und vor allem kämen Steuern sicher besser an, wenn man als Sportwetter wüsste was die Steuern bewirken.
Klar ist allerdings, dass hier die Jugendschützer beispielsweise lieber etwas Geld für ihre durchaus berechtigten Anliegen hätten. In solchen Fällen plädiere ich ganz persönlich dann doch etwas am Verbund vorbei und bin für eine Aufteilung der Gelder. Einige Prozent sollten durchaus in den Jugendschutz und den Schutz vor Spielsucht gesteckt werden. Der Rest sollte dann aber so eingesetzt werden, dass er dem Gemeinwohl auch sichtbar zugutekommt. Nicht in irgendeiner abstrakten Form, wie Millionen schweren Bauprojekten.