Man liest immer wieder, dass der Markt für Sportwetten im Internet weiterwächst, die Buchmacher zuletzt sogar Lotto immer deutlicher vom Thron stoßen konnten. Von enormen Summen und Umsätzen ist immer wieder an verschiedenen Stellen die Rede. Doch den meisten dürfte durchaus bewusst sein: Umsätze sind nicht Gewinne. Mit diesem Hintergrund habe ich mich gefragt: Was verdienen die Buchmacher mit Sportwetten? Die ermittelten Ergebnisse möchte ich hier für jeden verständlich darlegen. Vor allem will ich klar verständlich, auch für Laien, erklären, wie dieser Verdienst zustande kommt und weshalb das Geschäft eines Buchmachers alles andere als risikolos ist, im Gegenteil zu dem, wie dieser Teil der Glücksspiel Branche gerne dargestellt wird.
Der Verlust des Kunden ist der Gewinn des Buchmachers? Geld verdienen ist nicht so leicht
Ein weit verbreitetes Vorurteil ist jenes, dass der Buchmacher das Geld einbehalten kann, welches aus einer verlorenen Wette stammt. In erster Instanz, und weiter blicken die entsprechenden Stimmen und Meinungen leider nicht, ist dies zunächst auch richtig. Setze ich eine Wette und verliere, dann verbleibt dieses Geld zunächst in der Kasse des Buchmachers. Jedenfalls soweit dies mich betrifft. Nun bin ich aber nicht der einzige Wettfreund, der die Partie für einen Tipp auserkoren hatte. Und ganz sicher gibt es auch jemanden, der positiv getippt hat. Der Buchmacher kommt also nicht umhin, aus seinem kurzzeitigen Gewinn, meinem Einsatz, erst einmal den anderen Spieler auszubezahlen.
Ein einfaches Rechenbeispiel: Nehmen wir an ich spiele eine Fußballwette mit 10 Euro Einsatz. Ich tippe auf den Favoriten. Die Quote ist egal, weil ich verliere, nachdem es einen überraschenden Außenseitersieg gegeben hatte. Mein Einsatz hatte 10 Euro betragen. Die sind aus meiner Sicht nun der Gewinn des Buchmachers. Was ich jedoch nicht weiß: Mein Nachbar hat auf dieselbe Fußballwette gesetzt. Ebenfalls 10 Euro. Doch er war etwas mutiger als ich und entschied sich für einen Außenseitertipp. Da es ein klarer Außenseitertipp war betrug die Quote für ihn 2.10. Im Gegensatz zu mir darf er sich über einen dicken Gewinn freuen. Der Buchmacher muss ihm 21 Euro ausbezahlen. Also seine 10 Euro Einsatz mal eine Quote von 2.10. In diesem Fall hat der Buchmacher keinerlei Gewinn verzeichnen können. Im Gegenteil. Sowohl ich als auch mein Nachbar hatten 10 Euro gesetzt. Dies entspricht einem Umsatz, und hier nähre ich mich der Thematik, dass Umsatzzahlen keinesfalls mit Gewinnen verwechselt werden dürfen, von 20 Euro. Ausbezahlen muss der Buchmacher aber 21 Euro. Unter dem Strich hat er, trotz meines Verlustes, in diesem Beispiel 1 Euro Verlust in den Büchern stehen.
Um die Thematik richtig verstehen zu können, was ein Buchmacher mit Sportwetten verdienen kann, müssen einem solche Vorgänge bewusst sein.
Der Quotenschlüssel der Buchmacher – So versuchen Buchmacher sicher zu verdienen
Wollen die Buchmacher also sicher verdienen, dann muss ein Weg gefunden werden die Wetten so anzubieten, dass auf alle Fälle etwas beim Anbieter hängen bleibt. Dies versuchen die Buchmacher über den so genannten Quotenschlüssel zu erreichen. Nehmen wir wieder mich und meinen Nachbarn als Beispiel. Wir tippen beide auf ein Sportereignis, welches keinen Favoriten hat. Möglich sind nur die Tipps auf Partei A oder Partei B. Wir beide setzen 10 Euro auf gegenteilige Ergebnisse. Wollte man das gesamte eingesetzte Geld ausbezahlen, dann müsste man jeweils eine Quote von 2.00 festsetzen. Der Verlierer der Wette muss mit 10 Euro Verlust leben. Der Gewinner bekäme seinen Einsatz verdoppelt, also 20 Euro ausbezahlt. Für den Buchmacher wäre dies eine schwarze Null. Dieser will aber natürlich Geld verdienen. Das wird über den so genannten Quotenschlüssel geregelt. Die Quoten werden so festgelegt, dass nur ein gewisser Prozentsatz der Einsätze wieder ausbezahlt wird. Bei guten Buchmachern liegt der Quotenschlüssel zwischen 90 und 95 Prozent wie oftmals bei Bet3000. Bei schlechten Anbietern für online Wetten kann der Quotenschlüssel sich auch den 80 Prozent nähren, wenngleich er diese nicht ganz erreichen wird. Mein Nachbar und ich spielen natürlich bei einem recht guten Buchmacher. Er setzt den Quotenschlüssel bei 95 Prozent fest. Es werden also planmäßig von 20 Euro Gesamteinsatz nur 95 Prozent wieder ausgeschüttet. Dies sind 19 Euro. Die Quoten für die Tipps werden also real statt bei 2.00 in diesem Beispiel exakt bei 1.90 festgesetzt sein. Buchmacher verdienen in diesem Beispiel lediglich 1 Euro an der Wette. Reich wird man so nicht. Real muss man da sogar noch kosten für Server, Strom, Personal und dergleichen anteilig abrechnen.
Weitere Faktoren zur Quotenbildung – Wie Buchmacher versuchen sicher zu verdienen
In der Realität spielen aber nicht nur Ich und mein Nachbar. Auch werden die Tipps kaum so ausgewogen abgegeben, wie hier im idealen Beispiel. Der Buchmacher muss daher versuchen zu erahnen, wie viele Spieler welche Einsätze auf welches Ergebnis setzen. In der Regel wird wohl auf den Favoriten mehr gesetzt als auf den Außenseiter. Deshalb muss die Quote so angepasst werden, dass sie das Verhältnis der Einsätze mitberücksichtigt. Ändert sich eine Quote während die Wette schon gelistet war, dann ist es möglich, dass ein Buchmacher genau hier nachbessert, da er erkennt die ursprüngliche Berechnung geht sich so nicht aus. Weiterhin kann ein Buchmacher in gewisser Weise selbst mitwetten, möchte er den möglichen Gewinn über den Quotenschlüssel maximieren. Sieht der Buchmacher den Favoriten vorn, dann kann er hier die Quote etwas geringer ansetzen um weniger Auszahlungen leisten zu müssen. Um zusätzlich dazu hinzureißen eher auf den Außenseiter zu setzen kann dieser Tipp optional auch mit einer etwas überhöhten Quote aufgehübscht werden. So lassen sich manche Spieler vielleicht vom lockenden Gewinn blenden. Geht das Kalkül des Buchmachers auf, dann hat er seinen Gewinn gesteigert. Kommt es hingegen sportlich zur Sensation, dann muss er mit empfindlichen Verlusten leben, weshalb dies eher riskante Geschäftspraktiken sind.
Man sieht also, Geld verdienen ist für die Buchmacher nicht gerade einfach. Nimmt man ein Praxisbeispiel aus dem Portfolio des Buchmachers Betway auf den letzten Bundesligaspieltag der Saison 15/16, dann erkennt man folgendes:
Setzen drei Spieler jeweils 10 Euro auf unterschiedliche Ergebnisse, dann werden unterschiedliche Quotenschlüssel ausgeschüttet.
Bei einem Sieg von Mainz bekommt der Gewinner 20 Euro ausbezahlt. Der Einzeltipp zahlt also lediglich 66,7 Prozent der gesamten Einsätze wieder aus, geht man von der unrealistischen, gleichmäßigen Einsatzverteilung aus.
Bei einem Unentschieden oder einem Sieg von Hertha läge der Gewinn bei 35 Euro oder 36 Euro. Der Buchmacher müsste also jeweils 116,7 beziehungsweise 120 Prozent der Einsätze ausbezahlen.
Zunächst geht daraus klar hervor von welchem Ergebnis der Buchmacher ausgeht, beziehungsweise auf welches Ergebnis die Spieler tippen. Zunächst scheint es so als mache Betway deutliche Verluste, wenn ein Unentschieden oder ein Sieg von Hertha ansteht. Realistisch betrachtet muss davon ausgegangen werden, dass deutlich mehr Spieler auf Mainz tippen und das Kalkül des Buchmachers auch dann noch aufgeht, wenn Mainz nicht gewinnt. Denn hier sind schlicht die meisten Einsätze hinterlegt. Automatismen zur Quotenbildung in den Systemen der Buchmacher berücksichtigen dies anhand des eingestellten Quotenschlüssels.
Geht man also davon aus, dass etwa doppelt so viele Einsätze auf den Favoriten geleistet werden, als auf die anderen Tipps, dann sind die Zahlen mit insgesamt 4 Spielern, von denen 2 auf den Sieg in Mainz tippen, deutlich anders. Mit insgesamt 40 Euro Einsatz und zweimal 20 Euro Auszahlung bei einem Mainz Sieg kann der Buchmacher 100 Prozent Auszahlung, also eine schwarze Null verbuchen. Endet das Spiel aber unentschieden oder mit einem Hertha Sieg, dann fallen nur Auszahlungen in Höhe von 87,5 oder 90 Prozent der Umsätze an. Es wird also deutlich, was ein Buchmacher zu beachten hat, bei der Quotenbildung, um überhaupt Geld zu verdienen.
Aber was verdienen die Buchmacher denn nun?
Die Moral von der Geschichte: Was die Buchmacher verdienen erscheint eher undurchsichtig für Spieler. Aus dem Wettangebot lässt sich für Spieler also kaum herauslesen, was der Buchmacher denn nun verdient. Um Werte zu erhalten muss man sich auf die Zahlen berufen, die Buchmacher im Geschäftsbericht erwähnt. Einen allgemeineren Ansatz bieten die Zahlen von Branchenverbänden. Am 30 Januar gab der deutsche Sportwetten Verband einige Zahlen bekannt, die als Ansatz für das Vorjahr genommen werden können. Dementsprechend lagen die Umsätze der Buchmacher im Jahr 2014 bei etwa 4,5 Millarden Euro. Nimmt man an, dass die Buchmacher einen mittleren Quotenschlüssel von 92 Prozent verwenden, der dann auch so berechnet ist, dass das Kalkül der Buchmacher aufgeht, dann lag der tatsächliche Gewinn im entsprechenden Jahr branchenweit immerhin bei 360 Millionen Euro abzüglich laufender Kosten. Angesichts der vielen Wettbewerber auf dem Markt und vieler laufender Kosten über Personal und Miete oder Server hinaus, die man nicht sofort bedenkt, wie beispielsweise Verträge mit Diensten wie Sportradar, dann darf davon ausgegangen werden, dass die Buchmacher weitaus härter arbeiten um etwas zu verdienen, als man ihnen im Allgemeinen nachsagt.
Das verdienen die Buchmacher – Kurz und Knapp mit Fazit
Die Verdienste der Buchmacher für Online Wetten sind nicht annährend so hoch, wie ihnen außenstehende vielleicht böswillig nachsagen. Auch risikofrei ist das Geschäft nicht. Es gilt den Quotenschlüssel gut zu wählen, sodass auch nach Abzug der laufenden Kosten noch etwas übrigbleibt und gut mit aktuellen Gegebenheiten und der Verteilung der Einsätze umzugehen.
Berechnet man die laufenden Kosten noch nicht, dann lagen die Gewinne für Online Wetten beim Deutschen Sportwettenverband 2014 bei etwa 360 Millionen Euro. Hier kann von einer weiteren Steigerung ausgegangen werden. Allerdings wird auch der Wettbewerb immer härter, sodass der einzelne Buchmacher wenig profitiert haben wird.