Heute gehören Fußballwetten und Sportwetten im Allgemeinen beinahe dem alltäglichen Bild an. In der Wahrnehmung vieler hat dies mit Toto, dem Fußballlotto begonnen, welches in Bayern seine Geburtsstätte hatte. Andere hatten die Sportwetten im Gesamten erst mit dem Erfolg des staatlichen Oddset erstmalig wahrgenommen. Beinahe ausgeschlossen, vor allem bei „Wessis“ wird wohl, dass es in der DDR ebenfalls Fußballwetten gegeben haben könnte. Der Arbeiter- und Bauernstaat nach Sowjetischem Vorbild propagierte tatsächlich auch lange gegen Sportwetten, nach westdeutschem Vorbild. Dennoch ist die Frage ob es Fußallwetten in der DDR gab durchaus berechtigt und die Antwort wird überraschen.
Fußballwetten in der DDR – Es gab sie
Es gab nicht nur Fußballwetten in der DDR, diese wirkten sogar noch lange in die heutige Zeit hinein nach. Bevor hier die Details etwas genauer aufgedröselt werden möchte ich aber einige Fakten zu den Fußballwetten in der DDR aufzählen.
Bereits am 12 Dezember 1953 wurde in einer entsprechenden staatlichen Verordnung der DDR festgelegt (Verordnung GBI S 1271), dass die sogenannte TOTO Sportwette in der DDR Einzug halten sollte. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es immer wieder die schon angesprochene Sowjetische Propaganda gegen die Wetten, die in Westdeutschland schon recht beliebt waren. Was ein Umdenken in Gang gebracht hat kann nur mutmaßt werden. Vermutlich erkannte die Führung der DDR welchen Nutzen sie aus Fußballwetten in der DDR ziehen könnte.
Genauestens geregelt – Die Fußballwetten in der DDR
Die Verantwortung für die TOTO Sportwetten in der DDR trug der VEB Sporttoto. Der Sitz der Einrichtung war in Ost- Berlin angesiedelt. VEB Sportlotto unterstand der unmittelbaren Kontrolle und Aufsicht staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport beim Ministerrat. Das Komitee, welches die Belange des Sports selbst regelte, hatte also auch gleich den direkten Einfluss auf die Fußballwetten in der DDR. Weiter wurde Sport-Toto recht nah an der heutigen Filialstruktur ähnlicher Unternehmen angesiedelt. Es gab Bezirksstellen, Hauptannahmestellen und Annahmestellen. Diese Aufzählung spiegelt auch die Hierarchie der Einrichtungen, unterhalb der Staatsebene, wieder.
Beeindruckender war die Planung der Gelder, welche genausten vorsah, welches Geld zurück in die Gewinne der Spieler floss, und was in anderen Bereichen versickern sollte. Diese sah wie folgt aus:
- 55 Prozent fließen zurück an die Spieler
- 25 Prozent kommen direkt dem Sport zugute
- 10 Prozent kommt als Steuer dem Staat zugute
- 7,5 Prozent Provision für Annahmestellen
- 1,5 Prozent für Werbung und Verwaltung
- 1 Prozent für einen Sicherheits- Fond
Wetten für den Sport
Während Einige Spieler lediglich sehen werden, dass es mit 55 Prozent Ausschüttung nicht ganz so viel für die Fußballwetten in der DDR zu gewinnen gab, wie man sich das vielleicht wünschen würde, war Sport- Toto in der DDR seiner Zeit in einigen Belangen weit voraus. Nicht nur die Wettsteuer von 10 Prozent wurde als gute Gelegenheit erkannt dem schwächelnden Staat etwas unter die Arme zu greifen. Vor allem wissen die Fußballwetten in der DDR dadurch zu beeindrucken, dass die 25 Prozent der Einsätze direkt dem Sport zugutekamen. Damit ist das Sport-Toto im östlichen Teil des geteilten Deutschlands entfernt mit der deutschen Sportlotterie vergleichbar, die gemeinnützig versucht mit Teilen der Einsätze Spitzensportler zu fördern, die sonst von ihrem Sport nicht leben konnten. Die Deutsche Sportlotterie brauchte allerdings Jahre der Verhandlungen und Überprüfungen, bevor sie in der heutigen Republik eine Erlaubnis bekam. Im Staat DDR war dieses gemeinschaftliche Denken an dieser Stelle vermutlich ein echter Vorteil für Sportler.
Nachwirkungen der Fußballwetten in der DDR
Je weiter man im Süden der Republik suchen wird, desto seltener wird man einen finden, dem bewusst ist, dass die Fußballwetten in der DDR sogar noch Jahre nach 1990 Auswirkungen auf Gesamtdeutschland hatten. Trotz des, in Deutschland bis zur Legalisierung der Buchmacher gültigen, Sportwettenmonopol des Staates nutzten noch einige Betreiber von Wettbüros die Lizenzen und Genehmigungen, welche sie aus Zeiten der DDR hatten. Eine endgültige juristische Bewertung ließ stets auf sich warten. Zuletzt wurde sie hinfällig, da die Legalisierung der Sportwetten ohnehin eingeleitet wurde.
Beliebtheit der Sportwetten
Die Beliebtheit von Sportwetten, wie sie heute angeboten werden, hat sicherlich auch etwas mit dem Angebot in der DDR zu tun gehabt. Diesen Faktor darf man an dieser Stelle keinesfalls überbewerten. Immerhin wachsen langsam aber sicher Generationen heran, die von den Entbehrungen der DDR kaum etwas mitbekommen hatten. Allerdings ermöglichte das Umdenken der Staatsführung der DDR den dortigen Spielern schon vor Wiedervereinigung den Kontakt mit den Sportwetten auf legalem Wege. Damit kamen die Spieler nicht mit der Wiedervereinigung das erste Mal in Kontakt mit Glücksspiel dieser Art und ein gewisser Grundstamm an Kunden kam ins neue, einheitliche Deutschland auch aus dem Osten der heutigen Republik. Vielleicht hätte Oddset es später, zu seiner Zeit, wesentlich schwerer gehabt, hätte man das halbe Land zuerst ohne Grundzugang begeistern müssen.
Fußballwetten in der heutigen, ehemaligen DDR
Heute ist natürlich klar, dass sich Fußballwetten auch in den Bereichen der ehemaligen DDR in gleicher Verfügbarkeit zeigen, wie in allen andern Teilen Deutschlands. Dennoch gibt es auch heute noch Annahmen, die falsch sind. So könnte man beispielsweise denken die Sportwetten der Online Buchmacher kämen in den Gegenden der ehemaligen DDR, begründet durch teils hohe Arbeitslosigkeit und eine Einkommensschere zum Westen hin, nicht so gut an, wie es beispielsweise in den wohlhabenden Ländern Bayern und Baden-Württemberg der Fall ist. Doch auch heute weiß die DDR noch zu überraschen. Das Interesse an Sportwetten ist dort gleich hoch, wie im Süden Deutschlands. In manchen Gegenden ist das Interesse sogar höher. Der Grund ist einfach der, dass die viele Zeit, welche man in Gegenden mit erhöhter Arbeitslosigkeit für Wetten aufbringen kann und die Hoffnung auf einen Gewinn um die klammen Geldbörsen aufzufüllen dort höher sind. Dieses gesteigerte Interesse gleicht den Mangel an Budget wieder aus. Soweit jedenfalls ist die Theorie.
Damit ist auch wieder ein Bogen zu den Fußballwetten in der DDR gespannt. Denn dort, wo das gemeine Volk eher arm war, nach westlichen Vorstellungen, war ein Gewinn im Sport-Toto für viele der einzige vorstellbare Weg sich eines der wenigen Luxusgüter der DDR anschaffen zu können.
Verbotene Fußballwetten in der DDR
Sicherlich gab es Wetten auf den Fußball oder Sport im Allgemeinen in der DDR auch schon bevor die Führung des Staates diese im Sport-Toto erlaubte. Genauere Kenntnisse zu speziell diesem Thema sind zwar nicht vorhanden, es darf aber durchaus davon ausgegangen werden, dass die Bürger der DDR es sozusagen Faustdick hinter den Ohren hatten, wenn es darum ging im Staate dennoch ein gutes Leben zu führen. Das viel zitierte heimliche Hören des West- Radios war da einfach nur die Spitze des Eisbergs. Wie in jeder Gesellschaft wurden verbotene Glücksspiele auch dort durchgeführt. Unter Umständen war lediglich das Risiko etwas größer, wenn man erwischt wurde.
Gab es Wettbüros in der DDR?
Dementsprechend gab es, falls überhaupt welche, auch nur illegale Wettbüros in der DDR. Legal war die einzige Möglichkeit der Fußballwetten in der DDR das Sport-Toto nach westdeutschem Vorbild. Dieses konnte nur an lizenzierten Annahmestellen gespielt werden. Sportwetten wie man sie heute eigentlich kennt, nämlich bei Online Buchmachern wie Bet365 oder Tipico, gab es seinerzeit tatsächlich keine. Das hinlänglich erwähnte Sport- Toto ist mit den Toto Angeboten der heutigen Zeit vergleichbar. Hier sind die 13er Wette oder die Auswahlwette gute Beispiele dafür, wie sich auch die Ostdeutsche Sport-Toto Landschaft darstellte, wenngleich die heutigen Spiele natürlich nicht 1 zu 1 in die damalige Zeit übertragen werden sollten.
Fazit – Fußballwetten in der DDR als kleines kapitalistisches Wunder?
Überraschend muss die Meinungsänderung des Staates hinsichtlich der Fußballwetten in der DDR einigen Ost- Bürgern schon vorgekommen sein. Mir nichts dir nichts war all jenes, was zuvor falsch war, weil es vom Westen kam dann plötzlich doch im Rahmen des Machbaren. Tatsächlich widersprach das Streben nach persönlichem Gewinn in vielen Belangen ja auch der Ansicht, welche die Sowjetischen Besatzer gerne auf der Welt gesehen hätten. So wurde auch Ulbricht zitiert: „Man kann der Bevölkerung nicht zumuten, ohne intensive propagandistische Vorbereitung eine Einrichtung hinzunehmen, die bislang in der DDR als kapitalistisch gebrandmarkt worden ist“ als der Start der Fußballwetten in der DDR Thema wurde.
In gewisser Weise grenzt es also tatsächlich als kleines Wunder des Kapitalismus innerhalb des Staates DDR. Allerdings tat sich danach nichts. Und man darf vermuten, dass Sport- Toto in der DDR eher aus Pragmatismus erlaubt wurde, der dem Staat und dem Sport etwas Geld verschaffen sollte, als aus echter Freude am Genehmigen. Fußballwetten in der DDR waren also weniger ein Wunder als ein Beleg dafür, dass selbst die Sozialisten nicht umhin konnten die wirtschaftliche Lage des Staates im Auge zu behalten und Kompromisse einzugehen. Egal ob Osten oder Westen. Fans der Sportwetten wie sie heute im Internet sind, mit ihrer großen Auswahl an Formen und Farben, und mit Sonderformen wie Livewetten würden sich an keinem der Systeme noch so richtig erfreuen.